1931 geboren in Niederösterreich
Studium der Architektur in Wien
Mitarbeit u.a. bei
Architekt Erich Boltenstern, Wien
Architekt Erich Schelling, Karlsruhe
Architekt Egon Eiermann, Karlsruhe
bis 2001 freier Architekt BDA DWB in Karlsruhe
ab 2002 Aufenthalte in Rom und
verschiedene Ausstellungen im In- und Ausland
„Raum schreibt sich ins Gedächtnis ein.“ Richard Serra
" Raum ist nicht dinglich, nur in seinen Begrenzungen erfahrbar. Gebauter Raum ist immer Zwischenraum, Leere, die doch wahrnehmbare Eigenschaften hat.
Die Ausformungen seiner Umhüllenden wie deren Dimensionen lassen schon zusammen mit ihren Materialien einen spezifischen, an sich konstanten Raumeindruck entstehen.
Dieser wäre als immer gleich wahrzunehmen, wenn nicht das sich ständig ändernde Licht den Raum beeinflussen und prägen würde.
Es generiert Stimmungen, setzt Akzente, wandelt Farben und verändert den Raumeindruck. Es ist somit wichtige Quelle des Raumerlebnisses. Beeindruckende Raumschöpfungen danken wir immer auch einem wissenden Umgang mit den Wirkungen des Lichts.
Daß „Raum sich ins Gedächtnis einschreibt“, sehe ich als Folge seiner Wahrnehmung. Abhängig auch von seiner eigenen Verfasstheit erlebt der Besucher den Raum. Er behält „Nachbilder“ im Kopf, umfassende, bruchstückhafte, genaue, unklare, farbige, blasse und oftmals in mehreren Aspekten ü̈berlagerte Verdichtungen. Sie sind immer subjektive Transformationen und unterscheiden sich erheblich voneinander.
Solche Bilder mache ich fotografisch sichtbar. Aus der Vielzahl der möglichen Raumerlebnisse bringe ich meine eigenen „ zu Bild“. Deshalb spreche ich von meinen Arbeiten lieber von „fotografischen Bildern“ als von Fotografien.
In meinen Raumsichten gehe ich dem Licht nach, den Farben, der Raumstimmung, der typischen Atmosphäre. Daher möchte ich Friedrich Kurrents Satz, in dem er seine Arbeit des Zeichnens umreißt, für mich umkehren und sagen: „Ich fotografiere, was man nicht zeichnen kann.“.
Den gesamten Raum ziehe ich heran, ich begnüge mich nicht mit Ausschnitten, Teilen des Ganzen. Ich suche den „Erlebnisaugenblick“ in sich dauernd ändernden Bedingungen, der vielleicht nur einmal entsteht und nie wiederkehrt. Ihn festzuhalten erlaubt keine langwierigen Vorbereitungen am Ort und schon gar keine Nacharbeiten daheim. Ich setze mich den herrschenden Verhältnissen aus, sie bestimmen das Ergebnis.
Das bildscharfe „ realistische Abbild“, nach dem man rekonstruieren könnte, suche ich nie. Es kann nur allzu leicht dazu verleiten, am Wesentlichen - dem Inhalt - vorbei, die abgebildeten Umhüllungen für den Raum selbst zu halten.
An vielen historischen Orten gibt es außergewöhnliche, bewundernswerte Beispiele genialer Raumschöpfungen. Sie sind oft örtliche Phänomene und stammen zumeist aus einer einzigen Bauepoche.
In Rom dagegen trifft man auf Räume aus einer zweitausendjährigen Baugeschichte - auf Werke großer Architekten, wie Bramante, Michelangelo, Bernini oder Borromini. Ein wunderbares Feld, meinen Intentionen nachzugehen - unter einem Himmel, dessen Licht schon immer gerühmt wird.
Es ist also überflüssig für mich, an einer Vielzahl von geografisch vielleicht weit auseinanderliegenden Orten zu fotografieren. Im Gegenteil, ich liebe es, vertraute Räume in Rom immer wieder zu besuchen, zu verschiedenen Jahres- und Tageszeiten, um sie oft neu und anders zu erleben.
So habe ich es in den letzten Jahren getan und weiß, daß ich es in Zukunft nicht anders tun werde. Denn es gilt auch: Wer einmal von Rom ergriffen wurde, dem ist auferlegt wieder und wieder zurückzukehren. "
Gerhard Assem
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